Freitag, 18. April 2014

Altenheim


Mittenwalde ist ein kleines, schmuckes Städtchen im Süden von Berlin. Es ist noch im Tarifverbund (C) der Verkehrsbetriebe Berlin. Hier hat die Stadtmission ein neues Altersheim gebaut. Im Juni 2013 war die Eröffnung. 60 Einzelzimmer mit Nasszelle stehen auf zwei Etagen zur Verfügung. Dazu kommen 34 altersgerechte Wohnungen. Die Bewohner können bis zuletzt in diesem Heim bleiben, also auch, wenn sie stark pflegebedürftig würden. Die moderne Infrastruktur erleichtert die Arbeit. Auch die Umgebung wurde altersgerecht gebaut. Eine grosse Aussenanlage ermöglicht auch Bewohnern, die wegganggefährdet sind, einen selbständigen Spaziergang. Nur Bewohner mit einer schweren Demenz, können nicht hier sein. Sie werden in eine dafür speziell eingerichtete Institution gebracht. Der Pflegedienstleiter Christoph Puls führt uns durch das Haus. Die grosse Sorge ist – wie in allen Pflegeeinrichtungen – der Personalmangel. In der Tagesschicht sind heute zwei ausgebildete Pflegefachkräfte und eine Hilfskraft für 30 Bewohner eingeteilt. Im Spätdienst ist es gleich und in der Nacht ist es eine ausgebildete Pflegefachkraft und zwei Hilfen für 60 Bewohner. Der Pflegeberuf ist nicht attraktiv. Man muss Schicht arbeiten und ist unterbezahlt. Eine ausgebildete Pflegefachkraft bekommt hier pro Monat 2‘100 Euro ausbezahlt. Sie hat 21 Tage Ferien im Jahr. Auf der andern Seite muss das Altersheim kämpfen, damit es finanziell über die Runden kommt. Der Neubau wurde durch Banken finanziert. Die Wohn- und Pflegekosten entsprechen im Verhältnis in etwa den unseren in der Schweiz. Das Altersheim wird jährlich von der Behörde überprüft und bekommt einen Platz in einem Notensystem. Somit muss ein grosser Aufwand betrieben werden um alle Tätigkeiten zu dokumentieren. Auch hier sitzen Pflegekräfte oft am Computer um alles aufzuschreiben, Zeit die bei der Arbeit an den Bewohnern fehlt. Hier trafen wir auch Marlin. Sie wuchs in Berlin auf und ab ihrem vierten Lebensjahr durfte und musste sie jährlich in den Sommerferien in die Schweiz, ins Emmental zu einer Familie in die Ferien reisen. Sie war eines der Kinder, die damals in den 80er Jahren von dieser Aktion profitieren konnte. Sie spricht von ihren „zweiten Eltern“ in der Schweiz und sie hat immer noch Kontakt zu ihnen.

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